Mainz: Soziale Stadtimkerei auf der Grünen Brücke - 200.000 Bienen schwärmen aus
Von Kirsten Strasser
MAINZ - Andreas Wolf mag Bienen. Am liebsten im Madenstadium, schön angebraten und mit Knoblauch gewürzt. "Die schmecken im Grunde wie Shrimps, in Asien gelten sie als Delikatesse", schwärmt Wolf.
Doch da es noch ein Weilchen dauern dürfte, bis sich derlei Essgewohnheiten auch hierzulande durchsetzen, sind die 200.000 Bienen, die neuerdings auf der Grünen Brücke wohnen, nicht Gefahr laufen, verspeist zu werden.
Nein, statt in der Pfanne zu landen, sollen die Bienen die Stadt bereichern und fleißig Honig produzieren. "Soziale Stadtimkerei" heißt das Projekt der Frankfurter Künstlergruppe "Finger" und der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz, das am Mittwoch offiziell eröffnet wurde - und die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken erstmals auf die Grüne Brücke lockte: "Ich war noch nie hier - ist ja richtig schön!"
Keine Angst vor Stichen
Den Bienen scheint es ebenfalls zu gefallen - jedenfalls schwärmen sie schon fleißig aus. Angst vor Stichen muss aber niemand haben, versichert "finger"-Mitglied und Imker Andreas Wolf: "Die Insekten sind auf Sanftmut und Stechunlust gezüchtet." Zumindest ein Bienchen hat davon noch nichts mitbekommen - es sticht ein Kind einer Grundschulklasse, die auch zur Eröffnung der Stadtimkerei gekommen ist.
"Das ist die absolute Ausnahme", beteuert Wolf - von dem Vorfall soll sich kein künftiger Bienenfreund abschrecken lassen. Im Gegenteil: Die soziale Stadtimkerei ist ein offenes Projekt, wer Interesse hat, kann mitmachen - und in ein bis drei Jahren die Grundkenntnisse der Bienenzucht und Honiggewinnung erlernen. Gute Erfahrungen habe "finger" bereits in Frankfurt, in Gießen und in Budapest gemacht, erklärt Wolf: Eine Stadtimkerei bringt Kunstsammler, Hausfrauen, Banker, Arbeitslose zusammen, die gemeinsam an einem Projekt arbeiten. Besonders angesprochen werden sollen Menschen, die eher am Rand der Gesellschaft stehen.
Vier Bienenvölker werden von dieser Gemischten Bienengruppe betreut, Wolf schätzt, dass sie in diesem Jahr mindestens 200 Kilo Bio-Honig produzieren. Verkauft werden soll er im Laden "Natürlich" in der Josefsstraße. Nahrung finden Bienen in einer Stadt übrigens reichlich, versichert Wolf; und die Stadtverwaltung will das ihre dazu tun, wie Gründezernentin Katrin Eder erklärt: In der Neustadt sollen verstärkt blühende "Bienenweiden" angelegt werden.